Verdienter Sieg

2017-04-30 von Frank Sawatzki 

Schachfreunde 6:2 Marmstorf

Mit einem klaren 6-2-Sieg gegen den SK Marmstorf hat die Mannschaft am vergangenen Sonntag den 6. Tabellenplatz zementiert und damit alle Abstiegssorgen vergessen gemacht.

Alles andere als ein Sieg wäre angesichts eines durchschnittlichen Vorsprungs von gut 100 DWZ-Punkten indes auch eine Überraschung gewesen.

Den ersten Sieg fuhr Marco in einem offenen Italiener ein. Nach genau 15 (Theorie-) Zügen spielte er den vollkommen logischen Zug 16.Df3-e3, um unter anderem Se6-d4 zu entkräften. Genau diesen Zug spielte Marcos Gegner, Michael Hohlbein, dann allerdings trotzdem, was praktisch auf der Stelle verlor.

Marc geriet gegen Jan-Hendrik Mueller in einem Taimanov-Sizilianer (mit …e6, …Dc7 und …a6) in einer unscheinbaren, aber giftigen Nebenvariante und nach einem vielleicht etwas zu optimistischen Bauernraub früh unter Druck, was schließlich zur Niederlage führte.

An allen anderen Brettern entwickelten sich interessante und umkämpfte Partien, überwiegend aber zu unseren Gunsten.

Zumindest etwas kritisch waren Jürgens und Florians Stellungen. Jürgen, der gegen Matthias Peschke spielte, hatte nach den einleitenden Zügen 1.f4 d5 2.Sf3 Lg4 3.Se5 Lc8!? 4.b3 Sd7 5.Sf3!? eigentlich seine Leib-und-Magen-Variante auf dem Brett; irgendwie entglitt ihm dann aber die Kontrolle über das wichtige Zentralfeld d4 und er musste um den Ausgleich kämpfen, was ihm im Endspiel schließlich auch gelang: Remis. Florian hatte nach der Eröffnung einige Schwächen und etwas verstreut stehende Figuren. Dann aber stellte sich Jens Diekmann in eine Selbstfesselung auf der 7. Reihe (W: Ta7, Lb7, S: Tc7). Nach umsichtigen Manövern (e6, f6, Tf8-f7) konnte Florian den Läufer b7 schließlich abholen und kurze Zeit später sicher den Punkt einfahren.

Jan-Paul zelebrierte mit Schwarz wie so oft seine Aljechin-Verteidigung, auf die Tobias Müller überraschenderweise nicht besonders vorbereitet schien. Jedenfalls hatte Jan-Paul bald ein vorteilhaftes Endspiel auf dem Brett, in dem er ohne Risiko auf Gewinn spielen konnte. Etwa im 30. Zug verpasste er wohl die Chance, seinen Vorteil dynamisch in die Waagschale zu werfen, und die Stellung verflachte schließlich. Der verbliebene Vorteil war dann nur noch symbolischer Natur – Remis.

Hans wählte im Nimzoinder clever eine unkonventionelle Nebenvariante, die Christoph Ramme, eigentlich ein Ben-Oni-Spieler, nicht gut (genug) kannte. Nach starkem Spiel, wie so häufig bei Hans mit taktischen Finessen gespickt, gewann er schließlich einen Bauern. Im entstehenden Doppelturmendspiel ließ er seinem Gegner dann nicht mehr den Hauch einer Gegenchance. Uwes Gegner, Jeronimo Hawellek, experimentierte in der Eröffnung ebenfalls. Es entstand eine Mischung aus Wiener Partie, Philidor- und Pirc-Verteidigung. Im richtigen Moment spielte Uwe den (lange zurückgehaltenen) Zug d3-d4. Nach erzwungenem e5xd4 wurde dann der d6-Bauer schwach und schließlich erobert, mit Übergang ins Endspiel. In diesem hatte der Gegner dann noch etwas Kompensation für den Bauern, aber nicht genug. Uwe gewann schließlich sicher. Ich selbst hatte mit Schwarz eine Reti-Struktur auf dem Brett; ein gutes Mittel, wenn Weiß gegen Königsindisch zum ultrasoliden Londoner System (mit d4, Lf4, e3, Le2, h3, Lh2 usw.) greift. Nach einer Ungenauigkeit konnte ich bequem ausgleichen. Es entstand ein turmloses Mittelspiel mit leichter Initiative. In beiderseitiger Zeitnot verschärfte ich schließlich. Holger Hebbinghaus fand kein wirkungsvolles Gegenmittel und nach dem 40. Zug hatte Schwarz schließlich 2 Mehrbauern bei besserer Stellung. Die Partie endete im 46. Zug mit Matt.

Fazit: Ein hoch verdienter Sieg, nach dem wir nun im letzten Kampf am 07. Mai auswärts gegen Königsspringer frei aufspielen können. Für Königsspringer geht es um den Klassenerhalt, es wird also spannend! Indessen ist St.Pauli nach einem Ausrutscher von Schwerin gegen Königsspringer praktisch aufgestiegen, ihnen fehlen im Spitzenkampf der letzten Runde gegen Schwerin nur noch 2 Brettpunkte.
 
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